Kriminalgeschichten gepaart mit einer würzigen Prise Humor. Das ist die Handschrift des 79-jährigen Churer Autors Robert Vieli. Sie zeigt sich auch in seinem aktuellen Werk «Demontage eines Politikers».

Von Franco Brunner, Südostschweiz

Chur. – Der halb offene Karton mit einem Stapel Bücher als Inhalt steht beinahe etwas versteckt in der Ecke des Arbeitszimmers von Robert Vieli. Auf dem Umschlag des obersten Buches ist «Demontage eines Politikers» zu lesen – der Titel zu Vielis aktuellem Werk. Dass der 79-jährige Churer mit der Geschichte um Isidor Eichhorn – dem ersten parteiunabhängigen Nationalrat Graubündens – einmal ein Buch über Politik schreiben würde, liegt eigentlich auf der Hand. Immerhin war Vielis Vater als Stände- und sein Bruder als Regierungsrat tätig. Trotzdem, «Demontage eines Politikers» ist kein politisches, sondern vielmehr ein kriminalistisches Werk. So verschwindet bereits kurz nach Eichhorns Wahlerfolg seine Frau spurlos. Was folgt, ist beste Kriminalunterhaltung.

«Das Kriminelle hat mich schon immer gereizt», sagt Vieli, als er in seinem Sessel hinter dem Holztisch Platz nimmt und die Vase mit der einzelnen Rose neben einem kleinen Strauss voller Tabakpfeifen zurechtrückt. Und im Unterschied zu manch anderen in seiner Familie habe es ihn eben nie in die Politik getrieben. «Ich könnte nie in einer Partei sein», erklärt er schmunzelnd. Es ist ein Schmunzeln, das eine sympathische Wärme und Zufriedenheit ausstrahlt und im Verlaufe des Gesprächs noch einige Male zum Vorschein kommen wird.

Seit der Jugend am Schreiben

Das Schreiben spielt in Vielis Leben schon seit jeher eine wichtige Rolle. Bereits als Gymnasiast verfasste er Gedichte, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Auch während seiner Tätigkeit als frei praktizierender Arzt in Chur schrieb er Romane sowie diverse Kolumnen und Glossen für Tages- und Wochenzeitungen. «Das Schreiben war schon immer so etwas wie mein Steckenpferd», erinnert sich Vieli. Und heute, da er pensioniert sei und dementsprechend mehr Zeit habe, sei es vielleicht sogar noch zu etwas mehr als dem geworden. Dementsprechend eindrücklich liest sich Vielis Werkliste. «Medizinische Eskalationen» (1985), «Der Torso im See» (1994), «Ermittlungen in der Provinz» (1998), «Der Mann mit dem gläsernen Blick» (2002), «Fluch über Malaluna» (2006), «Das Sterben eines Zynikers» (2010), «Der Duft des Verbrechens» (2011), «Hinter der Mauer» (2012) und eben jüngst «Demontage eines Politikers» – um nur ein paar Arbeiten zu nennen. Die Aufzählung zeigt, dass Vieli nicht umsonst als besonders eifriger und unermüdlicher Schreiber gilt. «Das unangenehmste Gefühl ist für mich, wenn ein Roman fertig ist und noch keine Idee für den nächsten da ist», verrät Vieli lachend. So arbeitet er selbstverständlich auch schon jetzt, kaum ist sein neustes Werk erschienen, bereits wieder an der nächsten Geschichte. «Es handelt sich um eine Kriminalgeschichte im Tourismusbereich», lässt sich der Schriftsteller schon einmal in die Karten blicken.

Mögen die Themen für Vielis Geschichten auch noch so vielseitig und unterschiedlich sein, eines bleibt in all seinen Werken gleich. Es ist der steti-ge und gezielte Einsatz von Humor und Satire. «Ich hasse nichts mehr als den tierischen Ernst», sagt Vieli. Auch bei der handwerklichen Umsetzung seiner Geschichten gibt es eine Konstante. «Die ersten beiden Entwürfe schreibe ich immer von Hand», sagt er. Würde er direkt vor einem Com-puter anfangen, käme ihm wohl gar nichts in den Sinn. Die dritte und letzte Version werde dann auf dem Laptop geschrieben. Dieses Abtippen sei ihm allerdings der mit Abstand unliebste Arbeitsvorgang. Von einem eigentlichen Schreibkonzept will Vieli indes nichts wissen. «Wenn ich eine Geschichte beginne, habe ich noch überhaupt keine Ahnung, wie diese enden soll.» Es könne gar sein, dass er sich bereits auf Seite 200 befinde und noch nicht wisse, wie es aufhören soll.

Bescheidene Wünsche

An das persönliche schreiberische Ende denkt Vieli ohnehin noch lange nicht. «Das Schreiben ist nach wie vor eine grosse Leidenschaft von mir», sagt er. Irgendwann noch ein grosses, kapitales Werk zu vollenden, ist derweil nicht seine Absicht. Auch hege er nicht die Ambition, als grosser Künstler oder sonst was zu gelten. «Ich mache das, was ich machen möchte, und das mache ich mit Freude.» Und wenn sich seine Lesergemeinde in Zukunft vielleicht sogar noch etwas vergrössern und er vom Verleger weiterhin die Chance zu Veröffentlichungen erhalten würde, sei er mehr als zufrieden.